Qualität in der Kindertagespflege sichern statt Betreuungsplätze deckeln

Der Kreis Soest rechnet mit einem Bedarf von 1060 zusätzlichen Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren. Laut einem Beschluss des Jugendhilfeausschusses mit den Stimmen von CDU und SPD sollen diese Plätze weit überwiegend in Kindertageseinrichtungen realisiert werden. 

Nur zehn Prozent der Plätze für Kinder im Alter unter drei Jahren (der Kreis rechnet mit einer Betreuungsquote von 50 Prozent) sollen in der Kindertagespflege entstehen. Bisher lag das Verhältnis bei 75 zu 25 Prozent und der Annahme, dass Bedarf für 45 Prozent der Unter-Dreijährigen besteht. 

Ausbau von Betreuungsplätzen muss hohe Hürden nehmen

Die Kreisverwaltung hat in ihren Berechnungen gleich eine Vielzahl an Faktoren genannt, die den Ausbau behindern. Es gibt “Hürden” zum Beispiel bei der Auswahl geeigneter Grundstücke, bei der Planung von An- und Umbauten, bei der Ausführung der Bauarbeiten. Die Hürden sind so hoch, dass von zuletzt avisierten 657 zusätzlichen Plätzen zum Jahreswechsel gerade einmal 42 realisiert werden konnten. 

Gleichzeitig erkennt der Kreis auch, dass der Betreuungsbedarf bei Eltern steigt, dass mehr Kinder besondere Förderbedarfe haben, sich die Zahl der Schulrückstellungen erhöht. Dazu kommt: Neue Baugebiete im Kreisgebiet bedingen einen Zuzug junger Familien. Und, nicht zu vergessen: Pädagogische Fachkräfte sind rar. 

Kindertagespflege ist Alternative zur Kita

In diese Gemengelage stieß der Antrag von CDU und SPD, die Ausbauquote der Kindertagespflege auf zehn Prozent zu deckeln. Ich finde: Die Idee kommt zu Unzeit. Ganz grundsätzlich bietet die Kindertagespflege eine absolute Alternative zur Betreuung in einer Kindertageseinrichtung –  und ist aus meiner Sicht gleichwertig zu behandeln. 

Wir haben hier im Kreis Soest hervorragende, engagierte Tagespflegepersonen, die ein wohnortnahes und flexibles Angebot machen und wachsenden Anteil an der Betreuung und  Förderung von Kindern mit Behinderung haben. 

Deckelung zwingt Tagespflegepersonen zur Aufgabe

Mit dem Vorstoß, den Ausbau zu deckeln, werden wir langfristig auch über eine grundsätzliche 90:10-Quote bei der Betreuung sprechen, denn Tagespflegepersonen, die ihre Plätze nicht neu besetzen können, werden zur Aufgabe gezwungen sein. 

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist viel zu lange schon gefordert und zu wenig gefördert. Sie wird nicht gelingen, wenn die Politik nicht deutlichere Schritte in Richtung wohnortnaher, verlässlicher Kinderbetreuung zu flexiblen Zeiten und bezahlbaren Gebühren umsetzt.

Ich will, dass wir hier im Kreis Soest ernsthaft daran arbeiten, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingt. Die Corona-Krise führt uns ganz deutlich vor Augen, welch große Bedeutung eine gute Kinderbetreuung für Eltern und Kinder besitzt. 

2 Kommentare

  1. Dina Maria Antunes Lischnewski

    Ich danke Frau Kottmann-Fischer für Ihren kompetenten und respektvollen Einsatz für die Kindertagespflege und für die Leistungen der Personen, die sich täglich verantwortungsvoll um die Kleinsten kümmern.

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